Ausstellung in Warschau
Bis weit in die 80er Jahre waren Massenturn-Veranstaltungen in den Ländern des sogenannten „Ostblocks“ sehr populär. Die Idee des massenhaften öffentlichen Turnens wurde zwar schon im 19. Jahrhundert vom später als „Turnlehrer“ bekannt geworden deutschen Patrioten Friedrich Ludwig Jahn entwickelt. Erst im Sozialismus jedoch passte die massenhafte Synchronizität der Turner perfekt zum politischen System: das Individuum ist nur perfekt als Teil des Kollektivs und das Kollektiv ist nur perfekt, wenn jeder einzelne es ist. Es ist daher kein Wunder, dass das Massenturnen in vielen Ländern des real existierenden Sozialismus begeistert gefördert wurde: in Rumänien, Yugoslawien, Ungarn, der Tschechoslowakei, China, Russland und natürlich auch der DDR, in der sich das „Turn und Sportfest Leipzig“ bis zur letzten Aufführung 1989 großer Beliebtheit erfreute. Das letzte Land, in dem heute noch vergleichbares stattfindet, ist das „hermit kingdom“ Nordkorea und meine Fotoserie über die Arirang Massgames in Pjöngjang eine der wenigen, die dazu existieren. Es freut mich jedesmal, wenn jemand darüber stolpert und etwas daraus macht.
Der letzte, der sich für die Serie interessiert hat, ist Professor David Crowley, seines Zeichens „Head of Critical Writing in Art & Design Programme“ am ehrwürdigen Royal College of Art in London. Er kuratiert die 25. International Poster Biennale in Warschau und schrieb mir im April: „One theme in the exhibition will be the way in which animated human posters are formed in the Arirang performances in North Korea. I was very excited to see your photographs because they capture the human figures who make these ‘animations’ in a way that no other photographer has. They are remarkable.“
Nun hat er eines meiner Fotos (dieses hier) ausgewählt und wird es in einem extra von mir angefertigten 80 x 120 cm Print in der Ausstellung zeigen. Vernissage ist am Samstag 11. Juni, die Austtellung dauert noch bis 25. September. Wer in Warschau ist, soll einfach mal vorbeischauen. Ist extrem spannend.
Foto und Video mit freundlicher Genehmigung von Mariusz Knorowski, Kurator.